Qingdao (auch Tsingtao genannt) ist eine charmante Hafenstadt in der Provinz Shandong in Ostchina, an der Küste des Gelben Meeres. Die Stadt ist eine der wirtschaftlich stärksten und reichsten Städte Shandongs. Der Hafen ist international wichtig und verbindet die Stadt mit Ports vieler Länder. Qingdao war auch Austragungsort der Segelwettbewerbe der Olympischen Sommerspiele in Peking 2008 und machte damit diese Stadt international bekannt.

Das Stadtzentrum hat über 7 Millionen Einwohner, und rechnet man auch die Vororte mit ein, liegt die Gesamteinwohnerzahl über 10 Millionen. Wo wir wieder bei einer chinesischen „Kleinstadt“ wären und auch eher von einer Provinz sprechen. 🤪

Schon bei meiner Ankunft in Qingdao war ich überrascht wie vielseitig diese Stadt ist. Sie vereint auf einzigartige Weise chinesische Kultur, deutsche Geschichte und maritime Lebensfreude. Zwischen kolonialen Villen, modernen Hochhäusern und traditionellen Märkten zeigt sich Qingdao als Stadt der Gegensätze – lebendig, vielfältig und für ein Land wie China doch überraschend.

Ursprünglich war Qingdao ein kleines Fischerdorf. In den späten 1800er Jahren erkannten die Deutschen die strategische Bedeutung und machten die Stadt von 1898 bis 1914 zu einer Kolonie. Während des Ersten Weltkriegs eroberten die Japaner Qingdao, und damit endete die deutsche Kolonialzeit. Diese Zeit hat aber in der gesamten Stadt seine Spuren hinterlassen, und einige Viertel erinnern an Braunschweig oder den Harz, sodass man nicht denkt, in China zu sein.

Für mich hatte dieser Citytrip allerdings eine ganz besonders emotionale Bedeutung. Es war mir ein Herzenswunsch wieder hierher zu kommen. Zurück in die Stadt, in der unser großes Abenteuer in 2022 begann. Dort, wo wir von vermummten Minions nicht allzu herzlich empfangen wurden.

Erinnert ihr euch noch an dieses Bild von meinem ersten Blog?

Das war genau hier – in Qingdao! 🙌

Wir durften die Stadt 21 Tage lang lediglich (eingesperrt in Quarantäne) aus einem Hotelfenster betrachten. Tag ein, Tag aus, der gleiche Ausblick und ein Herz voller Hoffnung.

Wie oft haben wir uns damals gedanklich vorgestellt, wie diese Stadt – nein eher auch wie das Land China an sich wohl sein wird? Wie oft darüber nachgedacht, was uns draußen wohl erwartet würde?! 🤔

Viele Stunden habe ich am Fenster verbracht, voller Hoffnung auf eine schöne Zeit in China. Oft auch mit Tränen in den Augen: Ein Wirbel aus Vorfreude, Aufregung und auch Angst. Zu dieser Zeit wusste niemand von uns wie lange die Pandemie noch andauern würde.

Wenn einem die eigene Freiheit genommen wird, hinterlässt das seine Spuren. Bevor ich in den Flieger stieg, hatte ich tatsächlich Tränen in den Augen und war innerlich aufgewühlt.🥹

Im Leben hat man grundsätzlich immer zwei Optionen: Man trägt die negativen Erlebnisse und damit verbundenen Gefühle mit sich, oder man findet einen Weg, um damit abzuschließen. Ich entschied mich für Letzteres: Ich wollte mit dieser Stadt meinen inneren Frieden schließen und entschied mich, hierher zurückzukehren.💓

Ich durfte endlich frei wie ein kleiner Vogel die Stadt erkunden🕊️ und die vielen faszinierenden Eindrücke dieser Stadt aufsaugen. 🥰

Im Vergleich zu allen anderen Städten, die ich bisher in China erkunden konnte, hat mich diese Stadt hat vor allem mit ihrer Schönheit und Diversität besonders beeindruckt. Ich habe jeden Moment diesen Trips genossen. 💓

Da man den Flair der Kolonialzeit in der gesamten Stadt wiederfindet, war es für mich auch ein kleines bisschen wie „Gefühl von Heimat“ – als würde ich durch kleine schöne Dörfer in Deutschland spazieren.

Das deutsche Gefängnis in Qingdao zum Beispiel, ist ein eindrucksvolles historisches Relikt aus jener Zeit – heute ein Museum, das einen ganz anderen Blick auf die deutsche Präsenz in Tsingtau bietet.

Es wurde 1900-1902 von den Deutschen streng nach deutschem Vorbild aus rotem Backstein, steinernen Bögen und soliden Gängen errichtet (jede Abweichung von deutschen Vorgaben hätte mich jetzt auch schwer enttäuscht 🤪😅) und war nicht nur für Kriminelle, sondern auch für politische Gefangene vorgesehen – u. a. Widerständler gegen die Kolonialmacht.

Die St. Michaels-Kathedrale ist eines der bekanntesten Wahrzeichen Qingdaos. Diese katholische Kirche wird bis heute aktiv genutzt. Sie gilt heute als eines der wichtigsten historischen Gebäude Qingdaos. Es ist ein beliebter Ort für Hochzeitsfotos – Paare aus ganz China reisen extra hierher, um sich vor der Kathedrale ablichten zu lassen.

Ein weiteres, sehr bekanntes Erbstück der deutschen Kolonialzeit und auch DAS Aushängeschild der Stadt ist die Tsingtao-Brauerei. 🍻🍺

Gegründet wurde die „Germania-Brauerei“ im Jahr 1903 von deutschen Siedlern und Kaufleuten in der damaligen Kolonie Tsingtau. Das Bier wurde anfangs mit Wasser aus der Laoshan-Quelle gebraut, ist berühmt für seine Reinheit und Mineralien und wird bis heute nach dem deutschen Reinheitsgebot hergestellt.

„Qualität“ konnten die Deutschen tatsächlich schon immer! 🫶

Nach dem Ende der Kolonialzeit übernahmen zunächst Japaner, später chinesische Eigentümer die Brauerei.

Heute ist das Tsingtao Beer Chinas bekannteste Biermarke und wird weltweit exportiert – in über 100 Länder. Und das Abzeichen tragen sie auch wirklich mit Stolz und Würde!

Ein Highlight ist die Bierverkostung am Ende des Rundgangs, inklusive der Spezialität „Fresh Beer“, die es nur direkt in Qingdao gibt.

Kleiner Tipp: Vielleicht bucht ihr die Tour nicht (wie wir Anfänger 🤪) um 10 Uhr morgens und nicht auf nüchternen Magen. 🙈🤣 Prost 🍻

Jedes Jahr veranstaltet die Stadt das Internationale Bierfestival Qingdao – das „Oktoberfest Chinas“, welches immer im August stattfindet und eine Dauer von 2-3 Wochen hat. Ihr findet dort Festzelte, Paraden, Musik und natürlich Tsingtao Beer in Hülle und Fülle.

Die Brauerei ist nicht nur eine Fabrik, sondern ein Symbol der Begegnung zwischen deutscher Braukunst und chinesischer Kultur – und macht Qingdao zur „Bierhauptstadt Chinas“.

Für mich ist Qingdao das perfekte Ausflugsziel für Männertrips. Ich hoffe, mein Mann findet auch noch die Gelegenheit, hierher zu kommen. Als Bierliebhaber wäre das genau sein Ding.🍻

Nicht weit vom Bier-Museum findet ihr auch das Qingdao Wine-Museum, wo man die unterirdischen Weinkeller besichtigen kann, die ebenfalls aus der deutschen Kolonialzeit stammen.

Die alten Backsteinbögen, Gewölbe und Gänge machen das Ganze zu einer atmosphärischen Zeitreise. Der Schwerpunkt liegt auf der Einführung des europäischen Weinbaus nach China – mit vielen deutschen, französischen und italienischen Bezügen.

Gäste können hier in einer außergewöhnlichen Atmosphäre verschiedene Weine probieren…von lokalen Shandong-Weinen bis hin zu internationalen Tropfen (was dann eher meins wäre 🍷🍇).

Als eine der wenigen Städte in China ist die Küste von Qingdao einer der größten Schätze und ein Grund, warum sie oft die „Perle am Gelben Meer“ genannt wird. 

Qingdao besitzt rund 730 km Küstenlinie, inklusive der vorgelagerten Inseln – eine der längsten in ganz China.

Die Strände im Westen bieten traumhafte Sonnenuntergänge über dem Gelben Meer. Der „Golden Beach“ an der Westküste mit feinem, goldgelbem Sand gilt als einer der schönsten Strände Chinas. Es hat mich wirklich überrascht, in China ein so lebendiges Strandleben zu entdecken. Familien, die im Meer baden, kleine Cafés und Restaurants an einer Strandpromenade, sogar Umkleidekabinen waren vorhanden.

Eine fast mediterrane Atmosphäre und doch mitten in China.

Die Küste Qingdaos ist ein Ort, an dem sich Gegensätze berühren: Zwischen kolonialen Villen und modernen Wolkenkratzern rauscht das Meer, während Fischerboote, Segeljachten und Möwen ein Bild zeichnen, das man in China kaum erwartet. Einfach herrlich 🫶

Nur eine kurze Fahrt vom Stadtzentrum entfernt (ca. 1 Stunde mit dem Auto), erhebt sich der Laoshan, einer der heiligsten Berge des Daoismus. Der Legende nach lebten und meditierten dort die „Unsterblichen“. Der Ausflug dorthin war für mich einer der eindrucksvollsten Momente dieser Reise.

Schon auf dem Weg dorthin verändert sich der Vibe. Mit jedem Kilometer wurde die Luft klarer, die Landschaft wilder, und plötzlich lag vor uns ein majestätisches Gebirge, das direkt bis ans Meer reicht.

Die Wanderung durch die Laoshan-Berge war wie eine kleine Zeitreise. Zwischen Granitfelsen, Wasserfällen und uralten Tempeln konnte man die Stille fast hören, und man spürt die spirituelle Energie dieses Ortes, selbst wenn man nicht denselben Glauben teilt. Mönche in traditionellen Gewändern zogen leise an uns vorbei, und der Nebel, der sich langsam über die Hänge legte, verlieh allem eine fast mystische Stimmung. ✨

Die Schriftzeichen, die aus verschiedenen historischen Epochen stammen (aus der Ming- und Qing-Dynastie), wurden auf den Steinen gekennzeichnet und anschließend in den Fels gemeißelt (bis zu 10 cm tief). Danach wurden sie mit roter Mineralfarbe oder Zinnober ausgemalt – eine traditionelle Farbe, die Reinheit und Lebenskraft symbolisiert und aus der Ferne sichtbar ist. Besucher und Pilger berühren die Zeichen oder meditieren davor, um Glück, Gesundheit und ein langes Leben zu empfangen.

Die Zeichen sind verschiedene Formen des chinesischen Schriftzeichens „shòu“, was so viel wie „Langlebigkeit“, „ein langes Leben“ oder „Gesundheit bis ins hohe Alter“ bedeutet. In der daoistischen Philosophie gilt Langlebigkeit als eines der höchsten Ideale des Lebens. Daher sind diese Inschriften nicht nur Kunst, sondern auch spirituelle Segenssymbole.

Wer davor steht, spürt tatsächlich etwas von dieser stillen, kraftvollen Energie, die die Menschen seit Jahrhunderten hierherzieht. ✨

Oben angekommen (und ja, der Weg nach oben war steinig und herausfordernd 🤪😂), öffnete sich der Blick auf das glitzernde Meer – ein Anblick, der mich tief berührt hat. Es war einer dieser seltenen Momente, in denen man einfach nur stehen bleibt, atmet und dankbar ist, dort zu sein. ✨🫶

Wer von euch die Möglichkeit hat die Laoshan Mountains zu besuchen, wird nicht nur eine Landschaft entdecken, sondern vielleicht auch ein Stück innere Ruhe finden. ✨🧘

Qingdao hat mich überrascht, bewegt und inspiriert. Die Mischung aus Geschichte, Meer und Spiritualität macht diese Stadt zu einem Ort, den man so schnell nicht vergisst. 💓